Die Geschichte unserer Sirenen

Mit Passion, Erfahrung und Qualität zum führenden Anbieter elektronischer Sirenen

 

Blickt man zurück, wann die ersten Sirenen dazu verwendet wurden, die Bevölkerung vor Gefahren zu warnen, muss man einige hundert Jahre in der Geschichte zurückgehen. So gilt Baron Charles Cagniard de la Tour als Namensgeber der Sirene. Allerdings hatte er nicht die Warnung der Bevölkerung im Sinn, als er aus zwei rotierenden Scheiben in Verbindung mit Luftdruck Töne erzeugte, die je nach Drehgeschwindigkeiten der Scheiben lauter und leiser waren. Es war sein Faible für Akustik und  als er nach einer Bezeichnung für seine Erfindung suchte, kamen ihm wohl die Sirenen der griechischen Mythologie in den Sinn, die demnach mit ihrem Gesang die vorbeifahrenden Schiffer betörten.

 

Sirenen heulten im zweiten Weltkrieg

 

Bald erkannte man, dass man damit die Bevölkerung alarmieren konnte, etwa vor Feuer oder in den USA auch vor Tornados. Für eine großflächige Verbreitung der Sirene als Warnmittel sorgte dann der Beginn des zweiten Weltkriegs 1937. Etwa 11.000 Sirenen des Typs L141 warnten in Deutschland die Bevölkerung vor Luftangriffen. Ein anderer Einsatz war verboten. Sie durften nur noch für Fliegeralarm und Entwarnung genutzt werden. Nach dem Krieg verloren die Sirenen an Bedeutung, allerdings nur für kurze Zeit. Mit Beginn des kalten Kriegs fand ein Umdenken statt.

 

Sirenen: Neue Aufgaben im kalten Krieg

 

Die Angst vor einem atomaren Angriff brachte die Regierungen dazu, sich mit Zivilschutzkonzepten zu beschäftigen. Mitte der 50er Jahre organisierte die damalige Bundesregierung der BRD den Schutz der Bevölkerung neu und begann mit dem Ausbau eines flächendeckenden Sirenennetzes mit bis zu 100.000 Sirenen in Westdeutschland. Dafür nutze man E57 Motorsirenen, die – wie ihr Name vermuten lässt – 1957 auf den Markt kamen. Ein entsprechendes Pendant entwickelte man auch auf der anderen Seite der Mauer für die Oststaaten, das Modell DS977.

Die Motorsirene E57, die zum Großteil auf der Technik der L141 basierte, erzeugt ihren Ton mit Hilfe eines Rotors in einem mit Schlitzen oder Löchern durchbrochenen Gehäuse. Der Rotor wird von einem Elektromotor angetrieben. Die durch die Schaufelräder des Rotors erzeugte Luftbewegung wird vom Gehäuse unterbrochen, verdichtet und so ein Heulton erzeugt. Im Prinzip nutzt die Motorsirene also die Grundidee der allerersten akustischen Sirenen: Luft erzeugt Ton.

Ergänzend dazu gab es seitens der Regierung den Auftrag, eine neue Sirene mit höherer Leistung zu entwickeln. Diese Sirene sollte die erste Hochleistungssirene (HLS) sein. Sie wurde mit Pressluft betrieben – womit man im Grunde wieder auf die ersten Ideen einer akustischen Sirene aufsetzte. Allerdings war die Leistungsfähigkeit dieser neuen Sirene nicht mit den Apparaturen aus dem 19. Jahrhundert zu vergleichen.

 

Mit dieser Hochleistungssirene fing alles an

 

Mit dieser Sirene begann die Geschichte von HÖRMANN als Sirenenhersteller. Als Subunternehmer installierte HÖRMANN, bislang anerkannter Fachbetrieb für die Installation von Blitzschutzanlagen, deutschlandweit Sirenen. 1966 entwickelte HÖRMANN eine eigene Hochleistungssirene, die F71. Pressluft wurde durch einen Rotor gepresst und über die Sirenenhörner als Ton ausgegeben. Die Sirene benötigte dafür einen Drucklufttank. Verglichen mit den bislang verwendeten Motorsirenen erzeugte dies Pressluftsirene mit 120 Phon auf 30m - entspricht 120 dB(A) - einen wesentlich stärkeren Schall und hatte eine weit größere Reichweite. Damit benötigte man deutlich weniger Sirenen. Berechnungen gingen von einem Verhältnis von 1:30 aus, also anstelle von 30 Motorsirenen genügte eine Pressluftsirene. HÖRMANN wurde damit Lieferant für Hochleistungssirenen an das Bundesamt für zentralen Bevölkerungsschutz. Insgesamt wurden deutschlandweit etwa 300 Anlagen des Typs F71 installiert. Der erste Prototyp stand im bayerischen Ruhpolding.

HLS F71

Bild: F71 Sirene

1975 wurden nicht nur die Produktion ausgebaut und weitere Niederlassungen in Deutschland errichtet, es kam mit der HLS 273 ein von HÖRMANN entwickeltes Nachfolgemodell der F71 auf den Markt. Die neue Hochleistungssirene hatte deutlich kleinere Sirenenköpfe und unterschied sich optisch durch seine vier quadratischen Sirenenhörner deutlich vom Vorgängermodell F71. Durch das neue Design und die leichteren Hörner vergrößerten sich die Installationsmöglichkeiten und es konnte diese Sirene auch auf Rohrmasten oder ohne Mast auf Gebäuden installiert werden.

 

Wachstum und Export im Fokus

 

Diese HLS 273 fand ihren Einsatz erstmals nicht nur im Zivilschutz, sondern auch in der Industrie im In- und Ausland. Die Sonderausführung HLS 473 etwa war gezielt auf Großbetriebe und Kraftwerke zugeschnitten. Auch das Angebot an Dienstleistungen wurde ausgebaut. Dabei hatte man verstärkt die internationalen Märkte im Blick. Schon Ende der 60er Jahre konzentrierte sich HÖRMANN stark auf den Export und installierte die Sirenen weltweit erfolgreich. Die  Sirene galt vor allem in Israel, den arabischen Staaten und Asien als führend. 1979 eröffnete HÖRMANN zudem mit der Übernahme von Raytek seinen ersten Firmensitz im Silicon Valley: HÖRMANN Sirenen waren in den USA. Man kann mit Stolz sagen: Die HLS 273 legte den Grundstein dafür, dass HÖRMANN bereits in den 70ern zu einem weltweit führenden Anbieter für Sirenenanlagen wurde – ein Status, den HÖRMANN bis heute nicht verloren hat.

 

HLS273 restauriert von IG-WaSi. Foto: IG-WaSi
HLS273 restauriert von IG-WaSi. Foto: IG-WaSi
HLS-273 Foto von IG-WaSi
Foto: IG-WaSi

 

Die Ära der elektronischen Sirene beginnt

 

Informationstechnologie und Elektronik hielt immer mehr Einzug in die Produktentwicklung. 1977 folgte die Gründung der HÖRMANN Entwicklungs GmbH, die sich damit schon frühzeitig mit der Soft- und Hardwareentwicklung von  Sirenensteuerungen auf Basis von Mikrochips beschäftigte.  Dies legte den Grundstein für die elektronische Sirene. Nach pneumatischen und elektro-mechanischen Sirenen entstand so mit der elektronischen Sirene die dritte Technologiegeneration. Die ECL400 mit 400 Watt war eine der ersten elektronischen Sirenen. Die Signale waren in EPROM Speicherchips gespeichert und so ließ sich jeder gewünschte Signalton programmieren und mit Hilfe analoger Verstärker ausspielen. Auch Sprachdurchsagen war damit erstmals möglich. Es war kein Drucklufttank mehr notwendig, nur noch ein Schaltschrank. Die gesamte Sirene war leichter und damit deutlich flexibler einsetzbar.

1985 erreichte der Sirenenpionier einen weiteren Meilenstein. Die erste elektronische Kompaktsirene ECN kam auf den Markt. Während die ECL noch die gleichen, in vier Richtungen platzierte Schalltrichter nutzte als die HLS, kam bei der ECN ein völlig neues Konzept der omnidirektionalen Schallausbreitung zum Einsatz. Obwohl die Sirenenhörner in der Regel nur in zwei Richtungen ausgerichtet sind, wird das Signal 360° Grad ausgestrahlt. Das Prinzip basiert auf die Spaltbeugung, auch Huygenssches Prinzip genannt.

Schallausbreitung der elektronischen HÖRMANN Sirenen

 

Die elektronische Sirene gilt mittlerweile als State-of-the-art. Die neue Modellreihe ECN war leistungsstark und mit Schalldruckpegeln von 109dB(A)/30m bis zu 123dB(A)/30m erhältlich. Ein Novum war auch die Verwendung von standardisierter 19-Zoll-Einschubtechnik anstelle frei verdrahteter Baugruppen in einem Schrank. Dadurch sind die Sirenen viel einfacher zu warten und auf neue Anforderungen umzurüsten, da sich die Komponenten einfach und ohne Spezialwerkzeuge austauschen lassen.

Elektronische Sirenen ECN-D mit digitalem Verstärker von Hörmann Warnsysteme

 

Mit der neuen Technik stieg zudem die Zuverlässigkeit der Sirene in kritischen Situationen wie einem Stromausfall. Die altgedienten Motorsirenen benötigen zwingend einen Drehstromanschluss und damit einen Anschluss an die Stromversorgung. Folglich funktionieren sie nicht bei Stromausfall. Die Komponenten einer elektronischen Sirene benötigen so wenig Strom, dass sich die Sirene mit einer Batterie betreiben lässt. Sie wird entweder über die Stromversorgung geladen oder über alternative Stromquellen wie Solarpanels. Diese deutliche Verbesserung hat die Einsatzmöglichkeiten von Sirenen als zuverlässiges Mittel zur Warnung der Bevölkerung vergrößert.

 

 

Warnung der Bevölkerung vor Naturkatastrophen

 

Über 60.000 Sirenen installierte und wartete HÖRMANN damals allein in der Bundesrepublik. Mit dem Ende des kalten Krieges verloren die Sirenen an Bedeutung, da die Bedrohung und damit die Warnung der Bevölkerung nicht mehr als notwendig erachtet wurde. Zivilschutz verlor nach der Wiedervereinigung generell an Bedeutung. Der Bund begann über 40.000 Sirenen und das dazugehörige Sirenennetzwerk abzubauen. Die noch verbliebenen Sirenen wurden den Gemeinden kostenlos zur Übernahme angeboten.

Nach einigen Jahren des Stillstands fand ein Umdenken statt. In Deutschland gingen viele Gemeinden dazu über, veraltete Sirenen gegen neue Lösungen auszutauschen und die Sirenenanlagen in eigener Verantwortung wieder zu erweitern, um die Bevölkerung im Falle einer Katastrophe zu warnen. Nun ging es nicht mehr um Angriffe aus dem Ostblock, sondern um Feuer, chemische Unfälle, Atomunfälle oder auch Hochwasser und Fluten. Die Zunahme von Naturkatastrophen hat neue Einsatzbereiche für Sirenen eröffnet und die Nachfrage steigen lassen. Für HÖRMANN war es an der Zeit, sich stärker international auszurichten. Das Unternehmen entwickelte sich vom Hersteller zu einem bewährten Partner und Lieferanten individueller, schlüsselfertiger Sirenenwarnsysteme weiter.  Die Sirenen wurden um PC-basierte Kontrollsoftware, Gateways und Remote Control Units erweitert. HÖRMANN  war damit in der Lage, die komplette Infrastruktur für Sirenensysteme jeder Größe bereitzustellen.

Weltweit wurden Tausende von Sirenen geliefert und installiert, zum Großteil eingebunden in ein Warnsystem mit Kommunikationsinfrastruktur und Kontrollzentren zur Warnung und Information der Bevölkerung. HÖRMANN Sirenen warnen  heute im Umkreis von Staudämmen und Rückhaltebecken der Minengesellschaften vor Fluten, an pazifischen Küsten, norwegischen Fjorden und anderen, Erdbeben-gefährdeten Gebieten vor Tsunamis, in England oder in Hamburg vor Hochwasser, in chemischen und petrochemischen Betrieben sowie bei Atomkraftwerken vor Industrieunfällen, auf Golfplätzen vor Blitzeinschlägen sowie in Städten und Gemeinden vor generellen Katastrophen und dienen auch weiterhin zur Alarmierung der Feuerwehr.

 

ECN-D – der Sprung ins digitale Zeitalter

 

Mit der Erfahrung aus vielen nationalen und internationalen Projekten setzte HÖRMANN im Jahr 2015 einen weiteren Meilenstein in der Sirenenentwicklung. Als erster Hersteller verwendete HÖRMANN in der ECN-D Produktreihe digitale Verstärker. Der Wechsel von analogen zu digitalen Verstärkern erhöhte durch den deutlich niedrigeren Energieverbrauch den Wirkungsgrad auf 97%.

Unabhängigkeit vom Stromnetz und eine hohe Verfügbarkeit der Batterie sind neben der Zuverlässigkeit des Auslösemechanismus die wichtigsten Kriterien in der Sirenenentwicklung, um eine zuverlässige Warnung der Bevölkerung sicherzustellen. Mit dem noch höheren Wirkungsgrad steigt die Verfügbarkeit bei gleichzeitig noch geringerem Stromverbrauch. Das zeigt sich auch in den Schaltschränken, die bei der ECN-D-Sirene deutlich kleiner ausfallen können:

Schaltschrank ECN-D elektronische Sirenen mit digitalem Verstaerker

 

Dass die Entscheidung für die 19-Zoll-Technik von Weitblick und Kundenorientierung geprägt war, zeigt sich ebenfalls: Alte ECN-Sirenen mit analogen Verstärkern lassen sich auf die neue digitale Technik umrüsten, ohne die komplette Sirene tauschen zu müssen.

Mit der Digitalisierung erweiterte sich der Einsatzbereich der Sirenen von einem reinen Warnmittel zum Warn- und Informationsmedium. Heutige Sirenen warnen UND informieren die Bevölkerung. So lassen sich neben den Alarmsignalen auch aufgezeichnete Sprachnachrichten oder Live-Durchsagen tätigen.

Damit die elektronische ECN-D Sirene auch weiterhin aktuellen und kommenden Anforderungen entspricht, wird sie von HÖRMANN Warnsysteme ständig weiterentwickelt. Die modulare Konstruktion und die vielen Schnittstellen, u.a. Ethernet, Glasfaser, Satellit, erlauben individuelle Anpassungen an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden sowie die Integration neuer Technologien. Die schnelle Reaktion auf unterschiedliche Anforderungen ermöglicht die firmeneigene Hard- und Software-Entwicklung und das Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland. So stand HÖRMANN Warnsysteme nicht nur am Anfang, sondern steht auch heute noch für qualitativ hochwertige Sirenen „Made in Germany“ zur zuverlässigen Warnung und Information der Bevölkerung.